sei sein Großvater als Liberaler natürlich gewesen. Unser Gast, Prof. Ludwig Theodor Heuss, gab heute Schülerinnen und Schüler ab Klasse 10 einen gleichermaßen spannenden Überblick wie persönlichen Einblick in das Leben des ersten Bundespräsidenten der Bundesrepublik, Theodor Heuss, in das Leben seines Großvaters, Namensgeber unserer Schule.
In einer Anekdote schildert er wie Theodor Heuss als Schüler den Zeichenunterricht an seiner Schule rettete – mit einer Eingabe direkt im Gemeinderat. Der jugendliche Heuss hatte damit seinen Schulleiter übergangen, welcher nicht gut auf dieses Vorgehen reagierte. Wäre es nach der Schulleitung gegangen, wäre der Zeichenunterricht nämlich abgeschafft worden. Das wusste Theodor Heuss und hatte gerade deshalb den direkten Weg zum Gemeinderat gewählt, der ja auch zum gewünschten Erfolg führte. Durchaus subversiv – aber passend für einen liberalen Geist: Theodor Heuss hinterfragte zeitlebens Autoritäten; den eigenen Weg zu gehen, gehört für einen Liberalen einfach dazu.
Nach einer Begrüßung unseres Schulleiter, Harald Philipps, und einer kurzen Ansprache von Dr. Hans-Ulrich Ruelke, der gemeinsam mit Prof. Erik Schweigert, den Besuch mit Herrn Prof. Ludwig Theodor Heuss an den Theodor-Heuss-Gymnasien Pforzheim und Mühlacker organisierte, übernahmen Levin Birr und David Martini (beide J2) für den Demokratie-Club die Moderation der Veranstaltung. Wer nach ihrem kleinen Warm-up-Quiz zu unserem Namensgeber Lust auf mehr Fragen rund ums Thema Demokratie hat, dem sei der Demokrat-O-Mat der theodor heuss stiftung ans Herz gelegt!
Prof. Ludwig Theodor Heuss lebt als Arzt in der Schweiz, nimmt sich aber immer wieder die Zeit, zu Schülerinnen und Schülern zu sprechen und ihnen so die lebensgestaltenden Werte der Demokratie und Freiheit nahezubringen, die sein Leben ebenso wie das seines Großvaters bestimmen. In seinem Vortrag „Theodor Heuss – Bürger und Präsident im Zeitalter der Extreme“ zeichnete er heute in der Jahnhalle für uns dessen Leben nach, teilte Fotos aus dem familiären Umfeld ebenso wie unterschiedliche Anekdoten mit uns. So erfuhren wir, dass Theodor Heuss nicht immer ein guter oder einfacher Schüler gewesen sei, aber sein Leben lang wissbegierig und auch fleißig.
„Es war ein rundes Leben, in dem er sich treu geblieben ist,“ beschrieb Prof. Heuss das Leben seines Großvaters zum Ende des Vortrags. Trotz mehrerer Brüche in seinem Leben, folgte er mit bestechender Klarheit seiner Überzeugung, dieses Leben immer wieder neu aufzubauen.
Anschließend erhielten Schülerinnen, Schüler aber auch Lehrkräfte die Möglichkeit, Fragen an Prof. Heuss zu stellen. Die Bedeutung von Demokratie zu Theodor Heuss’ Lebzeiten ebenso wie heute stand dabei im Mittelpunkt. Die Institutionen des Staates seien bedeutsam, sagte Prof. Heuss, aber „Demokratie ist auch, wie wir miteinander umgehen. Demokratie ist in der Schule wichtig, in der Familie, im Verein.“ Er betonte, wie zentral das Ringen um den besten Weg sei, lobte die Unterschiedlichkeit und fordert uns heraus, den Konsens zu suchen und zu finden. „Die Debatte darf scharf sein!“ Aber das Problem beginne, wenn man sein Gegenüber niedermache. Diese gefährliche Tendenz nehme er heute wahr. Wie sein Großvater auf die aktuelle Situation reagiert hätte? Erschrocken hätte es ihn, er hätte dagegen angeschrieben, sich geäußert.
„Demokratie ist nie bequem,“ gibt er uns mit. „Sie ist immer anstrengend, gibt nicht immer einfache Antworten.“ Er hofft, dass wir die Chancen, in einem freiheitlichen Rechtsstaat zu leben, erkennen und das auch ausnutzen, nicht „Rattenfängern oder anderen autoritären Leuten nachrennen“ – ein bisschen subversiv sein also, den eigenen Weg begehen und Freiheit und Demokratie ins Zentrum des eigenen Lebens zu rücken. Und das ist doch eine schöne Herausforderung und Verpflichtung als Teil der Schulgemeinschaft des Theodor-Heuss-Gymnasiusm!
Birgit Heike Knobloch, 10. November 2025






